Ökosysteme

Das Konzept des Ökosystems bei Menschen

Simon vermisst seine Mutter, die er vor einem Jahr bei einem Autounfall verloren hat. Er kann oft nicht einschlafen und weint am Abend regelmässig. In der Schule fällt er in letzter Zeit durch einige Aggression auf. Im Turnen zeigen die Kinder erfundene Springspiele. Simon und sein Freund lachen bei jeder Vorführung mehr. Den Lehrer ärgert dies, er möchte aber nichts sagen, weil er die Situation von Simon kennt. Schliesslich wird es ihm jedoch einfach zuviel. Der Lehrer schickt die beiden Schüler ins Schulzimmer und brummt ihnen eine Strafe auf. Nach der Turnstunde bespricht er mit ihnen die Geschehnisse. Beide Kinder sind sehr unglücklich und empfinden ihre Strafe als ungerecht. Simon meint, er habe die Darbietungen einfach lustig gefunden.

Mögliche (wahrscheinlich unbewusste) System-Regeln im Beispiel: Ich muss Simon schonen, es geht ihm sehr schlecht. Aber ich kann dieses Auslachen auch nicht dulden. - Es geht mir schlecht, ich bin froh, wenn ich es lustig haben kann. - Der Lehrer ist ungerecht, der hat kein Verständnis für meine Situation.


Ökosysteme werden vor allem im Zusammenhang mit Naturwissenschaften beschrieben. Das menschliches Verhalten und Zusammenleben auch ökosystemisch funktioniert ist weniger bekannt. Des Betrachten von menschlichen Beziehungen in ökosystemischer Weise kann viel dazu beitragen, bei Konflikten für alle Beteiligte eine Gewinnsituation herbeizuführen. Die ökosystemische Sichtweise ist ressourcenorientiert und eine sehr optimistische Art mit Problemen umzugehen.

Ökosysteme im Schulalltag
Zum Ökosystem Klassenzimmer gehören Lehrerin, alle Kinder und ev. der Hauswart. Das Zusammenleben dieser Menschen ist oft durch ganz bestimmte Regeln, Haltungen und Verhalten geprägt. Alle Teile sind mitbeteiligt am Gelingen, vielleicht auch Misslingen der gemeinsamen Arbeit. Jeder Mensch im Klassenzimmer ist Teil des Ökosystems. Sein Verhalten beeinflusst das Zusammenleben aller (wie im Beispiel oben klar sichtbar wird).

So wie das Schulzimmer ein Ökosystem darstellt, sind auch andere Teile der Schule solche Ökosysteme: das Kollegium, die Schulbehörde, die ganze Schule mit allen Beteiligten, usw.

Das Ökosystem ändert sich, wenn sich irgendetwas darin verändert
Dies ist eine wichtige Grundannahme für das Veränderungsmodell, das hier beschrieben wird. In einem Ökosystem deuten die beteiligten Menschen Situationen als „normal“, d.h. jedes einzelne Mitglied hat sich eine Bedeutung für die verschiedenen Handlungen konstruiert, mit der es sich besser oder schlechter leben lässt. Die Deutungen der einzelnen Menschen sind für die gleiche Situation nicht gleich. Wenn sich diese Situation ändert, ändert sich auch das ganze Ökosystem. Vielleicht entsteht dann eine neue „Normalität“.

Wenn Ihre Kollegin, die normalerweise immer Spässe macht, traurig daherkommt, werden Sie sich fragen, was mit ihr sei. Sie werden Ihr eigenes Verhalten ihr gegenüber ändern. So hat sich das Ökosystem zwischen Ihnen und ihr durch Ihr neues Verhalten verändert.

Normalerweise haben Sie viel Geduld und erklären den Kindern eine Sache immer wieder neu. Heute aber sind Sie schlecht gelaunt und schimpfen immer wieder mit den Kindern. Das Verhalten der Kinder wird sich mit grosser Sicherheit ändern. Auch hier wird klar, dass ein verändertes Verhalten das gesamte System beeinflusst.

Mit dem Wissen, dass sich durch verändertes Verhalten eines Teils des Ökosystems, das gesamte System verändert, haben wir eine Grundlage Veränderungen einzuleiten. Das bedeutet, dass verändertes Verhalten durch mich selber, einen Einfluss auf das gesamte System haben wird. Dass darin ein grosses Veränderungspotential liegt, leuchtet ein. Wie es gelingen kann, diese Veränderungen in eine positive Richtung zu bringen, zeigen die nachfolgenden Techniken.

Zwei mögliche ökosystemische Handlungsweisen
Auf diesen zwei Handlungsweisen sind die nachfolgenden Techniken mehrheitlich aufgebaut.
1.
Suchen von neuen Deutungen des problematischen Verhaltens und entsprechendes neues Verhalten in der problematischen Situation
2.
Einfach anderes Verhalten als üblich ohne Neudeutung

Die Gegenwart nutzen
Oft tauchen die gleichen Probleme immer wieder auf. Vorübergehend werden dann Lösungen gefunden. Sie kennen sicherlich auch die Kinder, von denen man schon seit dem Kindergarten her weiss, welche Schwierigkeiten sie mit sich bringen. Mit Abklärungen beim Schulpsychologen wird dann eine Ursache herausgefunden und ein bestimmtes Verhalten dem Kind gegenüber „zementiert", oft aber nicht gelöst. Durch die Erklärungen der Fachleute sind Lehrkräfte in der Lage, die problematische Situation zu rechtfertigen. Solche Erklärungen verhindern leider oft das Verändern und Verbessern der Situation.

Viele Erklärungsmuster beziehen sich auf die Vergangenheit, auf Ursachenforschung. Erklärungen, die sich nicht für die Ursachen interessieren und die auf der gegenwärtig beobachtbaren Situation basieren, haben jedoch wesentlich mehr Veränderungspotential.

Das Loslassen von alten Deutungsmustern ist für viele Menschen ein schwieriges Unterfangen. Bekannte Erklärungsmuster entlasten. Sie bringen Ordnung und Sicherheit. Ein Einordnen ins eigene konstruierte Weltbild wird möglich. Neue Deutungen und Verhalten zuzulassen bedeutet, sich in Chaos und in Unsicherheit einzulassen, Neues zu wagen. Das braucht Mut und wohl auch neue Erfahrungen.

Die neue Perspektive: Kooperation
Alte Erklärungsmuster festigen oft das problematische Verhalten. Also sollte es darum gehen, neue Perspektiven zu entwickeln. Da jedes Verhalten verschiedene Deutungen zulässt, sollte daraus die Möglichkeit entstehen können, neue Verhalten zu entwickeln. Wenn die Fähigkeit entwickelt werden kann, eine problematische Situation mit andern Augen, verständnisvoll und positiv zu sehen, können Ökosysteme erfolgreich verändert werden.

Häufig geht es dabei darum, sich in die andern beteiligten Menschen einzufühlen und bei ihn positive Motive für das problematische Verhalten zu erkennen. Dies wird von Molnar/Lindquist als kooperative Perspektive bezeichnet. Mit dieser Grundlage können oft Kämpfe vermieden werden und oft entstehen sogenannte Win – Win - Situationen (Win = englisch: gewinnen).

Zusammenfassung
--> Schule, Klassenzimmer, Kollegium usw. sind Ökosysteme
--> Ein Ökosystem verändert sich, wenn sie ein Teil des Systems verändert
--> Durch neues positives Deuten von problematischen Situationen kann das Veränderungspotential erheblich vergrössert werden

Sandra ist verärgert. Gestern wollte die Lehrerin unbedingt noch eine Arbeit von ihr fertiggestellt haben. Dadurch verlor sie nach der Schule viel Zeit und konnte mit ihrer Freundin einen geplanten Stadtbummel nicht mehr machen. Heute morgen in der Schule nörgelte die Lehrerin wieder an ihrer Arbeit herum. Sandra wird frech und erklärt der Lehrerin, sie werde diese Arbeit nicht mehr neu schreiben. Dies passt der Lehrerin nicht. Sie sagt jedoch nichts, innerlich ist sie jedoch auch aufgebracht. Dummerweise wird die ganze Klasse nun bei einer Stillarbeit immer lauter. Die Lehrerin hält das nicht mehr aus, schreit die Kinder an und verteilt Strafen.

Ökosysteme werden vor allem im Zusammenhang mit Naturwissenschaften beschrieben. Das menschliches Verhalten und Zusammenleben auch ökosystemisch funktioniert ist weniger bekannt. Des Betrachten von menschlichen Beziehungen in ökosystemischer Weise kann viel dazu beitragen, bei Konflikten für alle Beteiligte eine Gewinnsituation herbeizuführen. Die ökosystemische Sichtweise ist ressourcenorientiert und eine sehr optimistische Art mit Problemen umzugehen.

Ökosysteme im Schulalltag
Zum Ökosystem Klassenzimmer gehören Lehrerin, alle Kinder und ev. der Hauswart. Das Zusammenleben dieser Menschen ist oft durch ganz bestimmte Regeln, Haltungen und Verhalten geprägt. Alle Teile sind mitbeteiligt am Gelingen, vielleicht auch Misslingen der gemeinsamen Arbeit. Jeder Mensch im Klassenzimmer ist Teil des Ökosystems. Sein Verhalten beeinflusst das Zusammenleben aller (wie im Beispiel oben klar sichtbar wird).
So wie das Schulzimmer ein Ökosystem darstellt, sind auch andere Teile der Schule solche Ökosysteme: das Kollegium, die Schulbehörde, die ganze Schule mit allen Beteiligten, usw.
Das Ökosystem ändert sich, wenn sich irgendetwas darin verändert
Dies ist eine wichtige Grundannahme für das Veränderungsmodell, das hier beschrieben wird. In einem Ökosystem deuten die beteiligten Menschen Situationen als normal. Wenn sich diese Situation ändert, ändert sich auch das ganze Ökosystem. Vielleicht entsteht dann eine neue Normalität.
Wenn Ihre Kollegin, die normalerweise immer Spässe macht, traurig daherkommt, werden Sie sich fragen, was mit ihr sei. Sie werden Ihr eigenes Verhalten ihr gegenüber ändern. So hat sich das Ökosystem zwischen Ihnen und ihr durch Ihr neues Verhalten verändert.
Normalerweise haben Sie viel Geduld und erklären den Kindern eine Sache immer wieder neu. Heute aber sind Sie schlecht gelaunt und schimpfen immer wieder mit den Kindern. Das Verhalten der Kinder wird sich mit grosser Sicherheit ändern. Auch hier wird klar, dass ein verändertes Verhalten das gesamte System beeinflusst.
Mit dem Wissen, dass sich durch verändertes Verhalten eines Teils des Ökosystems, das gesamte System verändert, haben wir eine Grundlage Veränderungen einzuleiten. Das bedeutet, dass verändertes Verhalten durch mich selber, einen Einfluss auf das gesamte System haben wird. Dass darin ein grosses Veränderungspotential liegt, leuchtet ein. Wie es gelingen kann, diese Veränderungen in eine positive Richtung zu bringen, zeigen die nachfolgenden Techniken.
Zwei mögliche ökosystemische Handlungsweisen
Auf diesen zwei Handlungsweisen sind die nachfolgenden Techniken mehrheitlich aufgebaut.
--> Suchen von neuen Deutungen des problematischen Verhaltens und entsprechendes neues Verhalten in der problematischen Situation
--> Einfach anderes Verhalten als üblich ohne Neudeutung
Die Gegenwart nutzen
Oft tauchen die gleichen Probleme immer wieder auf. Vorübergehend werden dann Lösungen gefunden. Sie kennen sicherlich auch die Kinder, von denen man schon seit dem Kindergarten her weiss, welche Schwierigkeiten sie mit sich bringen. Mit Abklärungen beim Schulpsychologen wird dann eine Ursache herausgefunden und ein bestimmtes Verhalten dem Kind gegenüber „zementiert", oft aber nicht gelöst. Durch die Erklärungen der Fachleute sind Lehrkräfte in der Lage, die problematische Situation zu rechtfertigen. Solche Erklärungen verhindern leider oft das Verändern und Verbessern der Situation.

Viele Erklärungsmuster beziehen sich auf die Vergangenheit, auf Ursachenforschung. Erklärungen, die sich nicht für die Ursachen interessieren und die auf der gegenwärtig beobachtbaren Situation basieren, haben jedoch wesentlich mehr Veränderungspotential.

Das Loslassen von alten Deutungsmustern ist für viele Menschen ein schwieriges Unterfangen. Bekannte Erklärungsmuster entlasten. Sie bringen Ordnung und Sicherheit. Ein Einordnen ins eigene konstruierte Weltbild wird möglich. Neue Deutungen und Verhalten zuzulassen bedeutet, sich in Chaos und in Unsicherheit einzulassen, Neues zu wagen. Das braucht Mut und wohl auch neue Erfahrungen.
Die neue Perspektive: Kooperation
Alte Erklärungsmuster festigen oft das problematische Verhalten. Also sollte es darum gehen, neue Perspektiven zu entwickeln. Da jedes Verhalten verschiedene Deutungen zulässt, sollte daraus die Möglichkeit entstehen können, neue Verhalten zu entwickeln. Wenn die Fähigkeit entwickelt werden kann, eine problematische Situation mit andern Augen, verständnisvoll und positiv zu sehen, können Ökosysteme erfolgreich verändert werden.

Häufig geht es dabei darum, sich in die andern beteiligten Menschen einzufühlen und bei ihn positive Motive für das problematische Verhalten zu erkennen. Dies wird von Molnar/Lindquist als kooperative Perspektive bezeichnet. Mit dieser Grundlage können oft Kämpfe vermieden werden und oft entstehen sogenannte Win – Win - Situationen (Win = englisch: gewinnen).

Zusammenfassung

  • Schule, Klassenzimmer, Kollegium usw. sind Ökosysteme
  • Ein Ökosystem verändert sich, wenn sie ein Teil des Systems verändert
  • Durch neues positives Deuten von problematischen Situationen kann das Veränderungspotential erheblich vergrössert werden

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