Denkmuster ändern

Eigene Denkmuster verändern

Bei meiner Scheidung verliess ich auch meine beiden Kinder im ersten Schulalter. Ich hatte Schuldgefühle, dachte ich hätte versagt. Ich deutete die Situation: Ein Vater schadet seinen Kindern, wenn er die Familie verlässt.

Ich konnte die Schuldgefühle erst loslassen, als mir bewusst wurde, dass diese Scheidung auch eine Chance für meine Kinder sind. Sie verlieren mich ja nicht. Im Gegenteil, sie bekommen die Chance, noch in eine unbekannte Lebensweise Einblick zu erhalten. Sie bekommen eine Alternative zum bisher Gelebten. Mit dieser Neudeutung konnte ich viel unbelasteter in meine veränderten Aufgaben einsteigen.


Eigene Denkmuster verändern ist schwierig. Will man jedoch in einer problematischen Situation eine Änderung aus sich heraus bewirken, geht es aus ökosystemischer Sicht nur mit veränderten Denkmustern und Haltungen.

Alte Erklärungsideen loslassen
Immer dann, wenn für Problemsituationen mit den „üblichen" Verhalten keine Änderungen eingeleitet werden kann, ist ökosystemisches Vorgehen gefragt. Dabei geht es nicht, ohne dass alte Erklärungsideen und Denkmuster losgelassen werden.Dies gilt auch für die Erklärung ökosystemischer Techniken. Wenn diese Techniken mit Hilfe von vertrauten Begriffen Erklärt werden sollten, wird dies der Sache nicht gerecht. Es gilt auch hier loszulassen.

Fragen stellen und Ausschau halten
Molnar/Lindquist vergleichen die Arbeit mit ökosystemischen Techniken mit derjenigen einer Detektivin. Es geht darum, viele Fragen zu stellen, Ausschau halten nach Hinweisen, welche erklären könnten, wie die Beteiligten die Situation deuten.

Fragen könnten sein: Wie sieht das Muster aus, das sich in dieser Situation immer wiederholt? Wie nehmen die beteiligten Personen das in Frage stehende Verhalten wahr? Wie kann das problematische Verhalten positiv interpretiert werden? ... Welche Gegebenheiten ... möchte ich unverändert lassen? (Molnar/Lindquist, S.48, 49) Mit diesen Fragen kommen Sie zu weiteren Informationen über das Problem.

Wie nehmen die andern wahr?
Oft kann einen Situation ökosystemisch verändert werden, wenn Einsicht in die Denkweise der Mitbeteiligten gewonnen werden kann. Es gilt, nach Hinweisen Ausschau zu halten, welche aufzeigen könnten, wie Mitbeteiligte die Problematik deuten. Wesentlich ist auch die Haltung: Es gibt für ein Verhalten oder ein Problem viele Wahrheiten. Keine ist „die richtige"!

Die Idee, eine ökosystemische Methode anzuwenden, sprach mich an, da ich dann aufhören konnte, auf Drohungen und Strafen zurückzugreifen, um das Verhalten der Jungen zu ändern. Daher beschloss ich, den Jungen, wenn sie in die Klasse kamen, zu sagen: „Da es euch Dreien ja so offensichtlich Spass macht, euch zu unterhalten, könnt ihr euch am Tisch hinten in der Klasse ruhig unterhalten, wenn ihr morgens kommt. Wenn ihr fertig seid, dürft ihr auf eure Plätze gehen und mit eurer Arbeit anfangen." (Molnar/Lindquist, S.50, Erfolg stellte sich zusammen noch mit weiteren Massnahmen bald ein)

Veränderungen wahrnehmen
Nach dem Einleiten ökosystemischer Methoden ist es wichtig, auf Veränderungen achtsam zu sein. Manchmal sind Veränderungen sofort, manchmal aber viel später sichtbar. Regelmässiges Rückschau halten, ein Schultagebuch führen und viele andere Methoden können hilfreich sein, das Wahrnehmen der Veränderungen gut in den Alltag einzubauen.

Mein eigenes Denken bestimme ich
Das Denken von anderen Personen zu ändern ist eine sehr schwierige Angelegenheit. Einen etwas einfacheren Zugang habe ich wohl zu meinem eigenen Denken. Hier kann ich entscheiden, was ich tun oder lassen will. Damit kann ich mich auch entscheiden, meine alten Denkstrukturen zu verlassen oder eben nicht. Alte Denk-Muster zu verlassen kann nützlich sein, auch wenn es sich immer wieder als herausfordernd erweist.

Aus ökosystemischer Sicht bewirkt das veränderte Verhalten eines einzigen Teils des Systems, neue Verhaltensweisen bei allen weiteren Teilen. Personen eines Ökosystems können also nicht unverändert bleiben, wenn sich eine Person ändert. Aus diesem Grunde verändert das eigene Verhalten die gesamte Situation.

Zusammenfassung
--> Wenn „alte" Denkmuster versagen, können „neue" für Veränderungen der problematischen Situationen eingesetzt werden.
--> Es gibt verschiedene Wahrheiten. Durch das Erkennen von Wahrheiten der Beteiligten können neue Lösungen gefunden werden.
--> Meine veränderte Deutung und dadurch mein verändertes Verhalten wird veränderte Verhalten in meiner Umgebung bewirken.

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