Peer-Mediation

Kinder lösen Konflikte selber

So heisst ein Kursangebot, das ich seit längerem in der Weiterbildung von Lehrpersonen anbiete. Dies geschieht meist in Schulhaus internen Weiterbildungen.

Kennen gelernt habe ich die Peer-Mediation eben in einem solchen Kurs vor vielen Jahren. Gesehen und getan: Ich fand die Idee so interessant, dass ich bald darauf mit meinen eigenen SchülerInnen einstieg. Ich war erstaunt, wie die Kinder schnell lernten und wie sich durch die Einführung dieses Mediationsmodelles das Klassenklima spürbar veränderte.

Da ja auch meine KollegInnen in dieser kleinen Landschule, an der ich damals unterrichtete, in der gleichen Weiterbildung waren, lag es auf der Hand, dieses Streitschlichtermodell gleich vom Kindergarten bis zur fünften Klasse einzuführen. Es war eine spannende und lehrreiche Zeit.

Auf den folgenden Seiten finden Sie - in Kürze - Berichte aus dem Schulalltag, sowie auch Hilfsmittel zur Durchführung von Streitschlichtungen.

Für jene, die sich gerne ins Thema einlesen: Hier finden Sie einige Buchangaben.

Anschliessend noch zwei Geschichten aus dem StreitschlicherInnen-Alltag. Sicherlich läuft auch mit einem eingeführten Streitschlichtermodell nicht immer alles rund - aber diese zwei Geschichten hier zeigen einfach ein wenig auf, wie wertvoll das Verfahren für Konflikte in der Schule ist.

Zwei Geschichten

Nando schlägt nicht gleich zu

Nando war ein Fünftklässler. Ein Bauernbub, der nicht lange Federlesens machte. Wenn ihm etwas nicht passte, löste er das am liebsten gleich mit der Faust.

Es war nach der Schule als es im Lehrerzimmer klopfte. Nando stand vor der Tür, schwer atmend und mit erhobener Faust: Sie, wenn Sie nicht gleich kommen, dann geschieht etwas ... - Ich sah gleich, dass da etwas los war. Also ging ich mit ihm.

Auf dem Pausenplatz sass ein anderer Knabe, Elmar, weinend am Boden. Um ihn herum eine Schar Gaffer. Nando erklärte mir, dass er mit Elmar nach Hause gehen wollte. Da hätten sie Streit bekommen, und jetzt wolle er ihn am liebsten zusammenschlagen. Elmar weinte weiter.

Ob sie eine Medi* machen wollen? fragte ich die beiden. Deshalb habe er mich ja gerufen. Es sei wohl gescheiter als sich zu schlagen, meinte Nando. Auch Elmar war einverstanden, nun weinte er nicht mehr.

Also führte ich eine Mediation durch, wie wir sie immer wieder geübt hatten. Sicherlich hätten das auch die Umstehenden machen können. Aber ich fand, dass es mir auch wieder mal gut täte, aktiv zu sein.

Das Resultat hätte schöner nicht sein können. Schon in kurzer Zeit waren die beiden Streithähne wieder zufrieden und verliessen Arm in Arm das Schulhausgelände.

* unsere Abkürzung für Peer-Mediation


Evi stärkt ihr Selbstvertrauen

Evi ist ein Drittklassmädchen. Ihre Eltern sind geschieden. Die Scheidung war für das Kind keine einfache Zeit, da die Eltern in grossem Streit auseinander gingen. Noch immer sind viele Situationen zu Hause ungeklärt.

In der Schule sind die Leistungen ungenügend, das Kind ist eine Aussenseiterin ohne Selbstvertrauen.

Nach einer Pause kam Evi strahlend zu mir: Sie Herr Weber, ich ha i de Pause e Medi gmacht!

Und sie erzählte mir, wie sie zwei Zweitklässler beim Streit beobachtet und ihnen eine Medi vorgeschlagen hätte. Diese beiden hätten eingewilligt und sie hätten den Streit beilegen können.

Es gelang Evi in der Folge mehrmals mit jüngeren Kindern eine Medi durchzuführen. Welch ein Schub für ihr Selbstvertrauen.