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Viabilität des Wissens

Wissen zum Ermöglichen des Lebens

Viabilität heisst Gangbarkeit, heisst Funktionieren. Wissen ist viabel, wenn es hilft, die Orientierung im Leben zu erleichtern, unser Handeln sinnvoll zu gestalten, im weitesten Sinne unser (Über-) Leben ermöglicht.

Viables Wissen verbindet das Ich mit der Welt, wobei dieses Wissen, je nach Situation verschieden sein kann. Von Glasersfeld macht das Beispiel des Wanderers, der sich im Wald verirrt hat. Dieser Mensch wird vor allem die Zwischenräume, die Lichtungen im Wald sehen. Wäre er Wanderer, der unterwegs ist die Naturschönheiten zu geniessen, wäre seine Wahrnehmung eine ganz andere.

Bei diesem Beispiel wird auch klar, dass ein Streit, welche Wahrnehmung wahr ist, keinen Zweck hat. Wahrnehmung ist meistens viabel.

Unser Gehirn ist ein Organ, das Welten festlegt, keine Welt spiegelt (Varela, 1990).

Konstruktivismus ist ja immer auch ein Konstrukt. Es geht den Konstruktivisten darum, ein Erklärungsmodell anzubieten, das viabel ist. Es geht also nicht um Wahrheit, sondern um Gangbarkeit, um die Frage ob es funktioniert.

Lernen sollte dort stattfinden, wo Lösungen, Handlungen, Situationen nicht mehr viabel sind. Es kann dann nach neuen Ansätzen gesucht werden, die wieder viabel werden. Es findet ein (Um-) Lernen statt.

Denken und Fühlen gehören zusammen

Der Psychiater Luc Ciompi erklärt, dass Denken und Fühlen neuronal eng verbunden sind. Denken und Fühlen sind eng verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig.

Aus diesem Grunde sind unsere Wirklichkeitskonstrukte immer eng auch mit unseren Gefühlen verbunden.

Denken dürfte sich entwicklungsgeschichtlich aus dem Fühlen heraus entwickelt haben (Schmidt 1992).


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Übersicht Konstruktivismus

Alle Themen von Konstruktivismus  
1 Evolution ist selbstorganisiert
2 Lernen durch Koevolution
3 Systemtheorie
4 Viabilität des Wissens
5 Kontingenz und Zirkularität
6 Gedächtnis und Erinnerung
7 Wissen
8 Perturbation - Krise - Reframing
9 Toleranz und Verantwortung
10 Lernchreoden und Driftzonen